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„Die Unheiler“ fordern weitere Todesopfer

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Ein weiteres Todesopfer der „Alternativmedizin“:

Eine Mutter aus Kärnten, an Brustkrebs erkrankt, ist mit Mitte 40 verstorben, weil sie einem medizinischen Laien und Quacksalber aus Deutschland, sprich Heilpraktiker, voll und ganz vertraute. Der größenwahnsinnige Dilettant verneinte die Diagnose Krebs, weil sein Pendel eine andere Aussage lieferte und “behandelte” über mehrere Jahre allein mit Homöopathie, was ihm 27.500 € einbrachte.“

Zu der ARTE-Doku „Krebs – Das Geschäft mit der Angst. Gefährliche Folgen alternativer Behandlung“ ist heute auch ein Artikel des beteiligten Undercover-Journalisten Hristio Boytchev erschienen.

arten

Boytchev schreibt:

Natürlich ist die Schulmedizin nicht allmächtig, auch sie scheitert ständig an der Krankheit Krebs. Sie ist menschlich, macht Fehler, hat finanzielle Interessen, ist teils schroff und arrogant zu ihren Patienten. Sie verwirft sicher Geglaubtes, verleibt sich Neues ein, manchmal sind es auch die Theorien von Außenseitern.

Doch das geschieht, der Idee nach zumindest, nach ausgiebiger Prüfung und Forschung. Die alternativen Methoden entbehren dagegen meist jeglicher Plausibilität. Sie stützen sich auf Wunschdenken und Anekdoten – und vor allem auf die Angst. Es ist diese Angst, an der sich andere Menschen bereichern […]

Warum legt ihnen niemand ihr gefährliches Handwerk?“

Zum Weiterlesen:

  • Die Unheiler, correctiv.org am 18. Dezember 2015
  • Undercover-Doku bei ARTE: Krebs – Das Geschäft mit der Angst. Gefährliche Folgen alternativer Behandlung, GWUP-Blog am 13. Oktober 2015
  • Heilpraktiker angeklagt: Frau starb, weil Heilpraktiker Krebsdiagnose verneinte und nur homöopathisch “behandelte”, Ratgeber-News-Blog am 16. Dezember 2015
  • Pseudomedizin: Die Schäden sind vielfältig und verheerend, GWUP-Blog am 2. Oktober 2015
  • “Mein Studentenmädchen” gegen Krebs, GWUP-Blog am 21. September 2015
  • Alternativmedizin und der Krebstod der “Wellness Warrior”, GWUP-Blog am 10. März 2015
  • Scharlatane und falsche Heiler, GWUP-Blog am 23. März 2015
  • Die dubiosen Geschäfte der Wunderheiler, Stern-Online am 24. März 2015
  • Homöopathie bei Krebs – es ist alles noch viel schlimmer, GWUP-Blog am 23. Juni 2014
  • Heilpraktiker-Unwesen: Der „Horror-Erlebnisbericht einer Krebspatientin“ bei Spiegel-TV, GWUP-Blog am 16. August 2015
  • Noch einmal: Jens Wurster, die homöopathische Krebsbehandlung und instrumentalisierte Patiententestimonials, Gesundheits-Check am 5. Dezember 2015

14 Kommentare

  1. Ja, es ist schon unglaublich, wie Menschen sich in einen Wahn versteigern können und meinen ein Pendelausschlag könne „weissagen“, welche Leiden ein Mensch hat und welche „sanfte“ Behandlung dann die Richtige ist.
    Ich habe das Gefühl, daß es immer mehr werden…umso mehr der (geordnete) Glauben verschwindet, umso mehr kommt der Aberglauben (so in etwa lautet der Spruch).
    Ich will hier kein Plädoyer für die Amtskirche halten, aber ich glaube schon, daß hier ein Funken Wahrheit liegt, solange man an etwas „Vernünftiges“ glaubt, wird man nicht sein Heil in einem „Aberglauben“ suchen…es ist so ähnlich wie mit dem staatlichen Lottospiel, das zum einem auch die Menschen vom illegalen, also unkontrollierten, Glücksspiel abhalten soll, aber auch kräftig Steuereisnahmen einbringt…ja, ich weiß, der Vergleich hinkt, denn die Kirche ist ein Non-profit-Unternehemen, vergelt’s Gott ;-)

  2. Leider beschreibt Boytchev den Ablauf seiner Besuche bei den Alternativheilern nicht sehr ausführlich.

    Hat denn keiner der Ärzte eine ausführliche Anamnese erhoben? Wollte keiner schriftliche Befunde sehen, Arztberichte, frühere Entlassungsbriefe? Wurde eine körperliche Untersuchung durchgeführt – oder haben die Heiler nur aufgrund der Krankheitsschilderung des vermeintlichen Patieten bereits Therapievorschläge gemacht?

    Zumindest bei approbierten Ärzten wäre das ein Verstoß gegen die Sorgfaltspflicht.

  3. @ralf:
    Die Kirche ist ein Non Profit-Unternehmen?

    Ich denke nicht, dass man einen Aberglauben haben muss, um gegen Aberglaube immun zu sein. Bzw. wer bestimmt was (Aber-)Glaube ist?

  4. @bernd:
    Das ist eine diversifizierte Art von Binnenkonsens: Innerhalb jedes Aber-/Glaubenssystems besteht Einigkeit darüber, daß alle anderen Aberglauben sind. Was sie natürlich nicht daran hindert, sich trotz aller Konkurrenz als auf der selben Seite der Front gegen den Unglauben/Skeptizismus zu erkennnen.

  5. Bei allem, was ich auf diversen Esoterikveranstaltungen erlebt habe, dürfte die Dunkelziffer bei den von diesen ganzheitlichen Quacksalbern verursachten körperlichen Totalschäden enorm hoch sein. Die Kundschaft ist nicht einfach nur naiv oder treudoof, die schreien förmlich danach die Opferrolle zu bekommen. Um es kurz zu machen, ich habe keinerlei Mitleid mit diesen „Opfern“!

  6. @nota.bene: Es gibt *ausschließlich* approbierte Ärzte. Man wird erst durch die Approbation zum Arzt — alle anderen sind „Heilberufler“ im weitesten Sinne.

  7. Man müsste ernsthaft man juristisch prüfen, ob man solche %47&%4§§ nicht unter dem Aspekt der Garantenstellung aus den Verkehr ziehen kann.

    Es ist ein Trauerspiel, gerade Brustkrebs ist inzwischen fast zu 100% heilbar, wenn, ja wenn man rechtzeitig was unternimmt und in eines der Brustzentren geht. Selbst die Therapie muss nicht mehr die Hölle sein, noch nicht mal ausgefallene Haare.

    Jeder Arzt, der von Leitlinien deutlich abweicht, muss sich im Zweifelsfalle rechtfertigen, größenwahnsinnige Heilpraktiker können offenbar tun und lassen, was sie wollen.

    Was ist das für ein gesetzlicher Saustall, der es heutzutage immer noch erlaubt, medizinischen Laien ohne jegliche Dokumentationspflicht und Nachweis einer Ausbildung erlaubt, Leuten vorzugaukeln, sie wären sowas wie Ärzte?

  8. Eine offenbar sehr gute neue Veröffentlichung, die sich u.a. mit der Frage beschäftigt („Was ist das für ein gesetzlicher Saustall“):
    https://ratgebernewsblog2.wordpress.com/2015/12/20/buch-tipp-der-glaube-an-die-globuli-die-verheissungen-der-homoeopathie-herausgegeben-von-norbert-schmacke/

  9. @Clemens Maier:

    Danke für den Hinweis, das ist wohl eine Übernahme dieses Artikels:

    https://blog.gwup.net/2015/12/18/die-unheiler-fordern-weitere-todesopfer/

  10. Unglaublich, aber wahr!
    http://www.stern.de/panorama/weltgeschehen/siebenjaehriger-stirbt-wegen-homoeopathischer-behandlung-7473466.html

    ganz nebenbei: Auch wenn der Fall sehr tragisch ist, wird das aber die Zukunft sein, wenn Antibiotika nicht mehr wirken, gegen multiresistente Keime…dann kann man auch an „profanen“ (wie es der Stern nennt) Infektionen sterben!

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